Alptag auf der Alpe Bäch im Pöllattal
Raus aus dem Schulgebäude – rein ins Gelände!
Beim Sommerschultag Alpwirtschaft besuchten 14 Schüler der Landwirtschaftsschule Kaufbeuren mit ihrer Lehrkraft Claudia Schatz die Alpe Bäch im Pöllattal.
Trotz des regnerischen Wetters legten sie fleißig Hand an die Zwicker, als es hieß gemeinsam mit den Älplern wertvolle Weidefläche vor dem Zuwachsen zu bewahren. Der Tag bot praktische Einblicke in den Arbeitsalltag der Hirtin. Vor- und Nachteile der Älpung von Rindern wurden rege diskutiert. Pünktlich zur Brotzeit an der Hütte zeigte sich dann doch noch die Sonne.
So geht Dialog!
Auf der einen Seite: Schülerinnen und Schüler, die sich trauen, auch heikle Dinge auf eine Art zu fragen, durch die sich niemand angegriffen fühlt. Auf der anderen Seite: Eine junge Landwirtin und ihre Berufskollegen, die offen und ehrlich antworten, die Fragen ernst nehmen und darauf eingehen.
In Zeiten zunehmender Polarisierung und emotionalisierter öffentlicher Diskussionen gelang den Schülerinnen und Schülern der 10. Klassen des Jakob-Brucker-Gymnasiums und den Studierenden der Landwirtschaftsschule Kaufbeuren ein Austausch auf Augenhöhe.
Erläuterung komplexer Zusammenhänge
Nach einer Vorstellungsrunde und einem anschließendem Landwirtschaftsquiz, bei dem die Zehntklässler mit vielen richtigen Einschätzungen punkteten, sprachen die Studierenden zu selbstgewählten Themen. Dabei schafften sie Bewusstsein für die Vielfalt in der Landwirtschaft, gaben Einblick in ihren betrieblichen Tagesablauf und ihre Ausbildung und verdeutlichten die prägenden Entwicklungen auf den Höfen im Laufe der letzten Generationen.
Auch auf kritisch gesehene Aspekte der Milchviehhaltung und des Pflanzenbaus gingen die jungen Landwirte ein. So erläuterte Fabian Leinauer die Herausforderungen in Bezug auf den Schutz des Kalbes, die Gesundheit der Kuh und die Arbeitssicherheit, die in seinem Betrieb zur Wahl des Zeitpunktes für die Trennung von Kuh und Kalb geführt haben. Wann chemischer Pflanzenschutz in Hinblick auf Ertrags- und Qualitätssicherung notwendig ist und welche mechanischen Alternativen es dazu gibt wurde anhand von Faktenwissen, Bildern und einem selbstgedrehten Video erklärt. Beeindruckt zeigte sich die Lehrerin der Klasse 10 b darüber, dass der Ampfer in manchen Betrieben auf der kompletten Grünlandfläche per Hand gestochen wird – unvorstellbar nach ihrer eigenen Erfahrung mit dem Stechen von Löwenzahn im Hausgarten!
Leidenschaftlich wurde es beim Vortrag von Elias Erhart zum Jungzüchterclub. Hier stünde die Rinderzucht als bedeutender Garant für Milchleistung, Langlebigkeit, Fruchtbarkeit, unkomplizierte Kalbeverläufe und Eutergesundheit im Mittelpunkt. Aber auch Geselligkeit und gemeinsame Unternehmungen kämen nicht zu kurz. Die Türen stünden auch Nicht-Landwirten offen und die Gymnasiasten seien herzlich zur nächsten Rindervorführung und der anschließenden Party eingeladen.
Ein gelungener Austausch
Im Anschluss an die Kurzvorträge blieb reichlich Zeit, um Antwort auf die zahlreichen Fragen der Gymnasiasten zu geben. Besonderes Interesse galt dabei den Lebensumständen der jungen Landwirte, insbesondere der Arbeitsbelastung.
Vor allem im Sommerhalbjahr seien lange Arbeitszeiten im Familienbetrieb keine Seltenheit und „krank gibt es eigentlich nicht“, so Sebastian Baumer. Die Tiere brauchen einen, müssen täglich gefüttert, gemolken und gepflegt werden. Der gute Familienzusammenhalt ermögliche es aber, das Arbeitsaufkommen auch in stressigen Situationen zu stemmen und einander Freiräume zu geben.
Belastend an dem Beruf seien die große Anzahl bürokratischer Vorschriften und Dokumentationspflichten, die Planungsunsicherheit sowie der empfundene Mangel an Wertschätzung in der Bevölkerung. Dem gegenüber stünden die Möglichkeit, den eigenen Arbeitsplatz zu gestalten, die Vielseitigkeit des Berufs und große Freude an der Arbeit mit Natur und Tieren. Es gäbe nichts Erfüllenderes, als wenn es Kuh und Kalb durch die aufgewendete Fürsorge gut geht, so Fabian Leinauer.
Der Austausch brachte Einblicke in komplexe Sachverhalte, so manches „Aha-Erlebnis“ und gegenseitiges Verständnis. Eine Schülerin der 10c urteilte abschließend: „Es ist wirklich toll gewesen, einmal Informationen zur Landwirtschaft aus erster Hand zu bekommen statt aus den Medien!“. Die Studierenden der Landwirtschaftsschule appellierten ihrerseits an die Gymnasiasten, bei Unklarheiten selbst auf Landwirte zuzugehen.
© Stephanie Bittner | AELF KF
Grund zum Feiern hatten die Studierenden der Landwirtschaftsschule Kaufbeuren: 21 schlossen das erste Semester erfolgreich ab. In einer Feierstunde verabschiedeten der Behördenleiter des AELF Kaufbeuren, Paul Dosch, und Schulleiter Benedikt Kuhn die Studierenden. Mehr
Bodentag der Landwirtschaftsschule
Ein Bodentag für Landwirtschaftsschüler vertieft das Verständnis für gesunde Böden. Der Schulungstag fand im Oktober 2024 auf dem Betrieb Scharpf, Absolvent unserer Schule, in Türkheim statt. Bei der Bodenbeurteilung erfuhren die Schüler, was für eine gute Bodenstruktur und für einen optimalen Gefügezustand entscheidend ist. Dabei kamen Methoden zum Einsatz wie die Spatendiagnose, eine Profiluntersuchung und chemische Tests.
Weitere Beurteilungskriterien und die grundlegende Bedeutung der Bodenbeurteilung – insbesondere für Ackerbauern – wurden den Studierenden erläutert.