Musterbestände zum Waldumbau
Musterbestand Stadtwald Marktoberdorf (Hochwieswald)
Musterbestände Hochwieswald - Mischbaumarten in verschiedenen Altersstadien
Allgemeine Hinweise für Ihren Besuch
Das Betreten der Musterwaldbestände erfolgt auf eigene Gefahr.
Es erfolgen keine Sicherungsmaßnahmen gegenüber typischen Waldgefahren, die sich aus der Natur oder der ordnungsgemäßen Bewirtschaftung ergeben.
Vermeiden Sie es, die Bestände während und nach Stürmen oder anderen markanten Wetterlagen zu betreten, da dann eine große Gefahr durch herabfallende Äste oder Baumteile besteht.
Bitte achten Sie auch auf festes Schuhwerk, da es sich um unwegsames Gelände handeln kann und hinterlassen Sie den Wald so, wie Sie sich auch Ihren eigenen Wald wünschen (Müll bitte mitnehmen).
Ausgangslage
Der Hochwieswald ist ein attraktiver Ort für Erholungssuchende im Süden von Marktoberdorf. Vom Parkplatz aus sind Spaziergänge Richtung Kuhstallweiher, Pestfriedhof und Römermuseum bei Kohlhunden möglich, der direkte Anschluss an den Radweg nach Füssen bietet einen idealen Ausgangspunkt für vielfältige Touren im schönen Ostallgäu.
Die Wälder der Stadt Marktoberdorf sind neben dem Nacherholungsort auch Lebensraum für eine Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten, zudem wird im Rahmen einer nachhaltigen Forstwirtschaft zukunftsorientierter Waldumbau und Holznutzung betrieben.
Motivation und Zielsetzung des Waldbesitzers
Die Veränderung der Klimabedingungen (Anstieg der Temperatur und Rückgang der Niederschlagsmengen) und auch die Häufung von Extremwetterereignissen (Stürme und Trockenheit) sowie die drastische Zunahme von Fichten-Schadholzmengen durch Borkenkäferbefall stellen die Waldbewirtschafter vor die gewaltige Aufgabe des Waldumbaus. Durch den frühzeitigen Umbau (die Anreicherung der Fichtenbestände mit Mischbaumarten) können die Risiken des Klimawandels in unseren heimischen Wäldern abgepuffert werden!
Speziell der Hochwieswald ist schon seit den 1980´er Jahren gezielt in Richtung eines zukunftsorientierten Mischwaldes umgebaut worden. Neben der Hauptbaumart Fichte wurden und werden gezielt weitere heimische Baumarten in die Bestände eingebracht. So sind entlang des Rundwegs Gruppen aus Rotbuche, Weißtanne und Bergahorn in verschiedensten Alters- und Höhenstufen zu finden.
Getreu dem Motto „Wer streut, rutscht nicht!“ sind die ehemaligen Fichtenreinbestände auf einem vorbildlichen Weg hin zu stabilen und baumartenreichen Folgebeständen.
Maßnahme - Voranbau mit Weißtanne
Die Weißtanne ist eine der wichtigsten Mischbaumarten in den Wäldern in Süddeutschland. Gerade hier im Ostallgäu sind die Klimaprognosen für das Wachstum der Baumart ideal.
Sie hat hohe Ansprüche an die Wasserversorgung und kommt auch mit wenig Nährstoffen im Boden zurecht. Sie gilt als tiefwurzelnde und stabilisierende Schattenbaumart und benötigt daher in der Jugendphase eine Überschirmung durch den Altbestand.
Dieser schützt zum einen vor Spätfrösten, zum anderen schafft er ideale Lichtverhältnisse, dass die jungen Pflanzen einen Wuchsvorsprung vor der konkurrenzstarken Fichte in den Folgebeständen erreichen. Das heimische Nadelholz wird eine wichtige Rolle in unseren Zukunftswäldern und in der Sägeindustrie übernehmen.
Verschiedene Altersstadien von frisch gepflanzten Weißtannen bis hin zu 25 Meter hohen und circa 35 Jahre alten Durchforstungsbeständen sind im Hochwieswald zu finden.
Erkennen Sie den Unterschied zur Fichte? Einfach mal anfassen: „Fichte sticht – Tanne nicht!“
Maßnahme - Voranbau mit Rotbuche
Auch die Rotbuche ist eine Baumart, die von Natur aus häufig in unseren heimischen Wäldern vertreten ist. Bayern gilt als „Buchenland“. Als dominierende Baumart der meisten natürlichen Waldgesellschaften, ist sie aber in den heutigen fichtengeprägten Waldbildern fast vollständig verschwunden.
Die Buche hat eine breite Toleranz bezüglich Wasser und Nährstoffen. Sie kommt folglich mit den meisten Böden gut zurecht. Ausnahmen bilden sehr nasse und stark saure Standorte. Ihre hohe Schattentoleranz ermöglicht eine frühzeitige Einbringung bereits in Durchforstungsbeständen.
Die Buche erreicht von den Zuwächsen maximal 70 Prozent der Massenleistung der Fichte, allerdings steht durch den Herzwurzler eher die ökologische und ökonomische Risikostreuung im Vordergrund!
Im Hochwieswald leistet die Buche neben ihrer stabilisierenden Wirkung, in den windwurfanfälligen Fichtenbeständen, einen wichtigen Beitrag zur Nährstoffumsetzung. Das gut zersetzbare Buchenlaub verbessert die versauerten Oberböden.
Gerade im Frühjahr und Herbst sticht die Buche durch ihre auffällige Laubfärbung in den Waldbildern hervor. Neben jungen Buchenkulturen und auch Bereichen aus Naturverjüngung sind bereits stattliche, mittelalte Exemplare der Baumart mit der grauen, glatten Rinde in den Beständen des Hochwieswalds auffindbar.
Maßnahme - Pflanzung von Lichtbaumarten (Bergahorn, Vogelkirsche, Douglasie)
Neben der Weißtanne und der Rotbuche, deren Einbringung fast ausschließlich unter dem Schirm des Altbestands geschieht, müssen auch durch Windwurf und Borkenkäfer entstandene Freiflächen und Fehlstellen in den Waldbeständen mit klimatoleranten Mischbaumarten bestockt werden. Andernfalls würde die dominierende Fichte die künftigen Waldbilder wieder mit den bekannten Risiken (Borkenkäfer, Windwurf und nicht vorhandene Klimastabilität) prägen.
Lichtbaumarten, wie Bergahorn, Vogelkirsche und Douglasie kommen mit viel Licht auf Freiflächen gut zurecht und sind sehr raschwüchsige Baumarten.
Der Weg bis zum heutigen Erscheinungsbild - Chronologie der Waldverjüngung
- Vor 1980: reine Fichtenwirtschaft
- 1980-1985: Eine Buchengruppe im Zentrum und drei Tannengruppen am Westrand (Pestfriedhof); diese Tannen sind heute bereits Samenbäume für die weitere Naturverjüngung
- 1985 – 1990: weitere Vorbaugruppen mit Tanne und Buche. Ziel war eine Beteiligung von ca. 10 Prozent
- 1990 – 1995: Konsequente Steigerung der Mischbaumartenanteile auf 25 Prozent, i.d.R. Buche und Tanne
- Nach 1995: beginnende Bestandsauflösungen durch Borkenkäferbefall und in der Folge zunehmend Windwurf. Aufforstung der Kahlflächen mit Bergahorn, Kirsche, Lärche und Schwarzerle
- Seit 2005: spürbare Entlastung der Aufforstungsbemühungen durch erfolgreiche Jagd. Die heimischen Baumarten lassen sind weitgehend ohne Verbiss verjüngen. Alle Fichtenbereiche über einem Alter von 50 Jahren sind flächendeckend mit Tanne und Buche durchgittert.
- Seit 2015: Freiflächen und Randbereiche werden zunehmend mit „Exoten“ bereichert: Douglasie, Flatterulme, Esskastanie, Baumhasel und Schwarznuss ergänzen das Waldbild.
Zukünftige Maßnahmen
Heute: Aus einem Fichtenwald wird ein laubholzreicher Mischwald; Forstwirtschaft und Jagd ermöglichen vorbildhaften Waldumbau ohne Zäune gegen Wild; der Hochwieswald ist fit für die Zukunft; Wanderer, Radler und Hundeführer finden erholsame Ruhe und Freude am Wald.
Lageplan und Anfahrtbeschreibung
Aus Marktoberdorf kommend die B16 weiter Richtung Füssen nehmen; 500 Meter nach dem Kreisverkehr mit dem markanten Kochlöffel rechts in den Wald fahren. Hier befindet sich ein Wanderparkplatz. Hier bitte parken. Dieser Parkplatz ist der Ausgangspunkt für verschiedene Beispielbestände. Es empfiehlt sich den beschilderten Rundweg zu nehmen. Achten Sie entlang der Waldwege auf die verschiedenen Baumarten.
Wanderparktplatz Hochwieswald Marktoberdorf - BayernAtlas